Kokosöl kann auf verschiedene Weisen hergestellt werden.
Kochen: Die „einfachste“ Herstellungsmethode, die von vielen einheimischen Familien der Herstellerländer genutzt wird, ist die Herstellung durch Auskochen. Hier kann ein sehr großer Anteil des Öls aus dem Kokosfleisch herausgelöst werden, und keine Maschinen sind erforderlich. Das Öl kann wortwörtlich mit Hausmitteln hergestellt werden. Das Produkt ist aber von minderer Qualität, da das gekochte Öl großer Hitze ausgesetzt wurde, und oft auf Holzfeuer gekocht wurde, wodurch es ein sehr rauchiges Aroma annimmt. Es ist immernoch ein Kokosöl und weist viele der Vorteile des Öls auf, aber ist nicht mehr für alle Arten der Anwendung geeignet, und büßt an Vitaminen, Enzymen und Nährstoffen ein. In Europa wird diese Art von Öl typischerweise nicht angeboten.
„Nasse“ Extraktion mit Fermentierung: Das Kokosfleisch wird geraspelt und kalt gepresst (siehe hierzu auch die Erläuterungen zur Kaltpressung). Es entsteht Kokosmilch. Überlässt man die Kokosmilch sich selbst, so arbeiten die Enzyme der Kokosnuss daran, das Öl vom Wasser zu trennen. Das Öl schwimmt dann oben auf und kann durch Dekantierung gewonnen werden, d.h. rein mechanisches Abscheiden oder Abschöpfen der oben schwimmenden Ölschicht. Durch Filtrierung oder dem Zusatz weiterer Enzyme kann dieser Vorgang beschleunigt werden. Dieser Prozess kommt ohne zusätzliche Wärme aus. Die Verarbeitungsdauer ist in dieser Methode sehr lang, sie beträgt mehrere Wochen bis Monate zwischen Ernte und Abfüllung. Dies erhöht die Gefahr, dass Fremdorganismen (Hefe, Schimmel, Salmonellen) Kontakt zum Produkt bekommen. Die Enzyme, welche bei der Gewinnung des Öls aktiv waren, sind auch nach der Gewinnung weiterhin aktiv und können die Haltbarkeitsdauer des Öls verringern. Die Kokosnuss enthält natürliche Enzyme, die Lipasen, welche Fettsäuren aufspalten können, was zum hydrolytischen Verderb führt. Weiterhin muss sich der Hersteller Gedanken machen um die restliche Feuchtigkeit im Öl. Ist zuviel Wasser im gewonnenen Öl, reduziert sich die Haltbarkeit zusätzlich.
„Nasse“ Extraktion mit Zentrifuge: Das Kokosfleisch wird geraspelt und kalt gepresst. Es entsteht Kokosmilch. Diese wird in einer Zentrifuge in Öl und entrahmte Milch aufgetrennt. Das Öl wird gefiltert und abgefüllt. Diese Methode erlaubt eine geringe Herstellungstemperatur und einen schnellen Prozess zwischen Öffnung der Kokosnuss und Abfüllung des Öls. Kritisch können hier der Feuchtegehalt sein sowie die Haltbarkeit, denn auch hier verrichten die Lipasen noch immer ihr zersetzendes Werk.
„Trockene“ Extraktion: Das Kokosfleisch wird geraspelt und getrocknet. Die getrockneten Raspeln werden kalt gepresst. Es entsteht direkt Kokosöl. Es wird gefiltert und abgefüllt. Diese Methode erlaubt einen schnellen Prozess zwischen Öffnung der Kokosnuss und Abfüllung des Öls sowie einen guten Feuchtegehalt und Haltbarkeit. Kritisch kann hier die Verarbeitungstemperatur beim Trocknen betrachtet werden. Diese wird unterschiedlich gehandhabt. Die trockene Extraktion ist die am weitesten verbreitete Herstellungsmethode für natives, kaltgepresstes Kokosöl welches industriell hergestellt und in Europa vermarktet wird.
Sollte bei der Herstellung des Kokosöls keine gute Qualität erzeugt worden sein, sei es aufgrund mangelhaften Eingangsmaterials, ungeeigneten Herstellungsprozesses oder schlicht Fehlern bei der Herstellung, steht noch immer der Weg zur Raffination, desodorierung oder sonstigen Weiterverarbeitung offen. Hier werden die ungewünschten Eigenschaften des Öls entfernt, und ein geschmacks- und geruchstneutrales Produkt erzeugt, welches wieder Abnehmer in Haushalt und Industrie findet.
Hallo nach Deutschland. Frage zur Herstellung von Kokosöl: Gilt eine Verarbeitung von 38 Grad auch noch als Kaltpressung? Bei meinem Produkt steht folgendes: „… gewinnen wir durch 1. Kaltpressung bei 38 Grad Presstemperatur“?
Danke für eine Antwort.
Freundliche Grüsse aus der sonnigen Schweiz…
Hallo zurück in die Schweiz! Sie haben ja schon die Antwort auf unserer Seite gefunden. Dennoch, ja, 38°C ist eine sehr niedrige Temperatur für eine Kokosöl Kaltpressung. Hier könnte man höchstens noch die Belegbarkeit dieser Aussage hinterfragen, denn 38°C kann in den Kokosöl Herstellerländern schon sehr nah an der Umgebungstemperatur liegen. Interessant könnte dann noch die Trocknungstemperatur sein, wenn es sich um trockene Extraktion handelt. Die Temperatur im Trocknungsvorgang kann deutlich oberhalb der Presstemperatur liegen. Bei all diesen Kriterien darf man aber auch nicht vergessen, dass Kokosöl sehr temperaturstabil ist. Der „Hype“ um die besonders niedrigen Temperaturen ist vielleicht weniger relevant als man denkt.
Ich finde die Kommentare bzgl. Umgebungstemperaturen immer niedlich. Es soll ja Leute geben die so clever sind und ihre Pressen nachts anwerfen.
Man kann nur hoffen das das Produktversprechen zutrifft, dann wäre es wahrscheinlich das einzige wirklich gute erhältliche Kokosöl, da viele Enzyme sich bereits ab 42 grad verabschieden, deshalb ist so hohes Fieber auch gefährlich ;), und die meisten anderen ach so renommierten Kokosölhersteller drücken sich gänzlich um Angaben, woraus man leicht schließen kann das sie solche Temperaturen stark überschreiten.